Bewahrt durch die Liebe
Ein Tag im November. Ich fahre im Auto über die Burgtorbrücke als mein Handy klingelt. Eine aufgeregte Stimme sagt: "Wir haben ein Baby bekommen. Sollen wir es herausnehmen?" Was war geschehen? - Jemand hatte ein Findelkind hinter die Stahlklapptüre unseres Hauses in das Wärmebettchen gelegt. "Aber natürlich sollt ihr es herausnehmen und herzlich willkommen heißen, ich bin gleich da."
Ein kleiner Mensch, ohne Papiere, ohne Namen, kein Zeichen der Mutter. Wenig später halte ich ihn im Arm. Er ist ganz still, ganz friedlich. Ich wickle ihn vorsichtig aus. Es ist ein kleiner Junge. Wir nennen ihn Jona. Wieder einmal ein Wunder, wie der Kinderarzt wenig später feststellt. Wir staunen und freuen uns. Ein gesunder, schöner Junge. Schon kommt die erste Flasche mit Tee. Alles ist vorbereitet: Babytragekissen, Stubenwagen, Windeln, erste Hemdchen und Jäckchen. Die Hebamme wird nach der ersten Nacht täglich kommen. Diese erste Nacht schläft Jona in meinem Arm.
24. Dezember gegen 16 Uhr 30: Mit meiner Familie komme ich aus dem Gottesdienst. Im Briefkasten steckt ein größerer Umschlag - "An das Findelkind" steht darauf in großen Buchstaben. Jona lebt schon seit ein paar Wochen bei Eltern, die ihn gern adoptieren möchten. Ich öffne gespannt den Umschlag. Darin die Geburtspapiere und ein langer Brief der leiblichen Mutter an ihr Kind. Jona hat einen Namen, einen Geburtsort und ein Geburtsdatum. Er hat eine Identität. Ich lese: "Mein lieber kleiner Engel" und nach zwei langen, eng beschriebenen Seiten: "In ewiger Liebe, Mama." Dazwischen irgendwo der Satz: "Ich hoffe, Du kannst mir irgendwann verzeihen!"
Ein Kind, bewahrt durch die Liebe seiner Mutter vor dem sicheren Tod - der Abtreibung. Ein Kind, das in sich Zukunft und Hoffnung trägt. Ein Kind, dazu geboren, Liebe zu empfangen und Liebe zu schenken. 8 Millionen ungeborene Kinder sind seit der Fristenlösung in unserem Land durch Abtreibung getötet worden. 8 Millionen mal ist unser Land um Liebe und Hoffnung betrogen worden. "Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt", sagt man im Heiligen Land. Der Retter der Welt kam als Kind, um zu lieben und um zu versöhnen. Sein Angebot gilt uns allen. Auch der Mutter des kleinen Jona.
Geborgen
Einschlafen ohne Angst vor Morgen,
Aufwachen in Geborgenheit.
Vertrauen dem, der Leid und Sorgen
Verwandelt in Gelassenheit.
Er ist's, der alles trägt und hält.
Sein Arm umfängt mich und die Welt.